Wildcampen in Europa – Wo es erlaubt ist und was Sie beachten müssen

Wildcampen in Europa Wo es erlaubt ist und was Sie beachten muessen
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Freiheit, dort zu übernachten, wo es einem gerade gefällt – mitten in der Natur, fernab von überfüllten Campingplätzen. Für viele ist es die ursprünglichste Form des Reisens mit Zelt, Camper oder Dachzelt. Doch Wildcamping ist in Europa ein rechtlich komplexes Thema. Während es in manchen Ländern erlaubt oder zumindest toleriert wird, drohen in anderen hohe Geldstrafen. Wer seinen Campingurlaub naturnah und selbstbestimmt verbringen möchte, sollte sich deshalb unbedingt über die gesetzlichen Regelungen im jeweiligen Land informieren und einige Grundregeln beachten.

Skandinavien - Freiheit mit Verantwortung

In Skandinavien ist Wildcampen traditionell fest verankert. Das sogenannte Jedermannsrecht erlaubt es in Norwegen, Schweden und Finnland, frei in der Natur zu übernachten – zumindest mit einem Zelt und solange man sich nicht auf Privatgrundstücken oder in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern niederlässt. Auch das Campen mit Wohnmobil ist in vielen abgelegenen Gegenden geduldet, solange keine Verbotsschilder aufgestellt sind und die Natur nicht beschädigt wird. Wichtig ist, sich respektvoll zu verhalten, keinen Müll zu hinterlassen und keine Tiere zu stören. In Nationalparks gelten oft Sonderregelungen, die es unbedingt zu beachten gilt.

Mitteleuropa - strengere Regeln, aber Ausnahmen möglich

In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist Wildcamping grundsätzlich verboten. Dennoch gibt es Unterschiede: In Deutschland ist das Zelten außerhalb von Campingplätzen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Grundstückseigentümers erlaubt. Das Übernachten im Fahrzeug ist in manchen Regionen für eine Nacht geduldet, sofern es der „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ dient. In Österreich hängt die Regelung stark vom Bundesland ab, wobei vor allem in Tirol und Salzburg empfindliche Strafen drohen. Die Schweiz erlaubt in bestimmten Regionen das sogenannte Biwakieren, aber auch hier sind Schutzzonen und Wildruhezonen tabu.

Südeuropa - viele Einschränkungen, hohe Strafen

In Ländern wie Spanien, Italien und Kroatien ist Wildcamping meist verboten und wird teilweise streng kontrolliert. Besonders in touristisch stark frequentierten Küstenregionen sind Polizei und Ordnungskräfte sehr wachsam. In Italien etwa drohen in manchen Provinzen Bußgelder von mehreren hundert Euro. In Spanien hängt die Handhabung von der jeweiligen Region ab – in Galicien oder Asturien wird man gelegentlich toleriert, während in Katalonien oder Andalusien ein konsequentes Durchgreifen üblich ist. Kroatien hat seine Regeln in den letzten Jahren deutlich verschärft, was auch auf die steigenden Touristenzahlen zurückzuführen ist. Trotz der Verbote gibt es in Südeuropa immer wieder Möglichkeiten, legal und naturnah zu übernachten, etwa auf sogenannten „Stellplätzen bei Bauern“, auf privaten Grundstücken mit Erlaubnis oder auf speziellen Naturcampingplätzen. Wer Kontakte zu Einheimischen knüpft und höflich fragt, wird mit etwas Glück sogar eingeladen, auf einem privaten Gelände zu übernachten.

Osteuropa - zwischen Duldung und gesetzlicher Grauzone

In osteuropäischen Ländern wie Polen, Rumänien oder dem Baltikum ist das Wildcampen oft nicht ausdrücklich verboten und wird vielerorts geduldet. Besonders in ländlichen Regionen oder abseits der Städte sind Camper willkommen, solange sie sich respektvoll verhalten. In Estland und Lettland ist das Jedermannsrecht ähnlich wie in Skandinavien verankert, wobei in Nationalparks bestimmte Regeln gelten. Auch in Rumänien und Bulgarien ist das Übernachten im Freien oft problemlos möglich, doch sollte man sich stets über lokale Besonderheiten informieren und das Gespräch mit Einheimischen suchen.

Verantwortungsvoll campen - das A und O

Unabhängig davon, ob Wildcampen erlaubt, geduldet oder verboten ist: Wer mit Zelt, Van oder Dachzelt unterwegs ist, trägt eine große Verantwortung gegenüber der Natur, den Menschen vor Ort und nachfolgenden Reisenden. Lärm, Müll oder Schäden an der Umwelt führen nicht nur zu Ärger, sondern sorgen langfristig dafür, dass bestehende Freiheiten eingeschränkt werden. Deshalb ist es wichtig, grundsätzlich unauffällig und rücksichtsvoll zu campen. Ein respektvoller Umgang mit der Umgebung, das Einhalten lokaler Vorschriften und die Bereitschaft, bei Unsicherheit lieber einen offiziellen Stellplatz aufzusuchen, sind entscheidend.